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SEIT 10 JAHREN DABEI
 

Im Juli 2002 bin ich schon 10 Jahre in unserem Verein.
Das muss man sich mal vorstellen, mit 11 Jahren habe ich mit Karate begonnen. Damals war ich noch ein kleiner unscheinbarer Stift, der eigentlich nur lernen wollte sich selbst zu verteidigen, um sich in der Schule zur Wehr setzten zu können.


Seiza

Da stand ich nun, ahnungslos, dumm, in meiner 1. Trainingseinheit, am Dienstag, in der Stadtturnhalle in Bad Liebenwerda, in meinem blauen Jogginganzug nichts ahnend. Dann ging es los. Es war schon etwas komisch am Anfang: Man muss sich auf irgendwelchen in japanisch lautenden Anordnungen auf die Knie hinsetzen, die Augen für ca. 10 sec schließen, später wieder aufstehen und sich andauernd vor dem Trainer da vorne verbeugen. Zugegeben, man kam sich damals schon etwas lächerlich vor, aber weil das einfach jeder tat und einem nichts anderes übrig blieb gewöhnte man sich sehr schnell daran und man lebte sich sehr schnell ein.


Erwärmung

Nach dieser Zeremonie zu Beginn des Trainings ging es dann auch schon los. Ohne viele Worte die Erwärmung zunächst: um die 20 Liegestütze, Hockstrecksprünge, Rumpfbeugen, Klappmesser, im Kreis rennen. Dann noch etwas Dehnung als Sahnehäubchen; man war warm, hat geschwitzt und dann ging es richtig los mit dem Training. Eigentlich war ich nach dieser Erwärmung damals schon fix und alle, doch was blieb mir anderes übrig als der Hierarchie des Trainers zu gehorchen und mit dem Training fortzufahren.



Die erste Karate-Technik

Die eine Faust geht vor, während die andere gleichzeitig zurück an die Hüfte geht und das mit Drehung. Da war man erst mal satt, kannte man doch vorher nur die besagte Karate-Filme mit Bruce Lee oder Jean-Claude van Damme, wo man wild umhersprang, sich geschwind drehte, Fußtritte nur jodan trat oder schneidich aussehende Handkanntentechniken machte und sich auf brutale Art dabei zusammenschlug. Sehr schnell wurde man auf den Boden der Tatsache des traditionellen Shotokan-Karate zurückgerissen. Schlimm war das jedoch nicht. Spaß bereitete das Training trotzdem und wozu aufhören? Man lernte in der ersten Zeit viele neue Techniken und alles war total interessant.


Anstrengendes, Schweiß treibendes Training

Da stand man nun in Senkutzu-Dachi-Oi-Zuki-Shudan. Der Schweiss ran einem über die Stirn, man hatte keine Zeit zum abwischen des Schweißes, die Oberschenkel schmerzten und die Arme fingen langsam an zu zittern. Dann stellte sich der Trainer da vorne hin und verlangte noch tiefer zu stehen. Logisch, ohne tiefem Stand, kein fester Stand. Fazit: Noch tiefer stehen als vorher - das bedeutete Oberschenkel parallel zum Boden (das war das mindeste!).

Das ging ca. 4 Monate so und langsam wurde es langweilig. Ständig mußte man die selben Techniken ausführen - in einer Endlosschleife. Oi-Zuki bis zum Abwinken - Bahn hoch - Bahn runter. Es schien zunächst zu einfach und monoton zu sein. Bis der Trainer kam und dich erst mal auf die ganzen Feinheiten hinwies (Kime, Latissimus anspannen und Schultern runter drücken, Hüfte, Becken ankippten, Körperhaltung gerade, Blick nach vorn...). Plötzlich war eine einfach Bewegung wie Oi-Zuki total kompliziert und man wußte gar nicht mehr so recht auf was man sich zu erst konzentrieren sollte. Noch schlimmer: Man bekam gesagt, auf alles auf einmal zu achten, sonst Technik schlecht. Toll, man war total überfordert und der Schweiß floß unaufhörlich. Trotzdem steckte man sein ganzes Bemühen hinein die Technik so perfekt wie möglich zu machen und dem Trainer da vorn nicht nur Streß zu bereiten. Weil wenn ich was mache, dann mach’ ich es richtig. Dann kam mal ein Trainer zu mir - ich stand als vorletzter in der Doppelreihe, weil ich so verdammt klein war - und er meinte, dass meine Technik schon recht gut aussieht. Das war schön zu hören, man fühlte sich sofort bestätigt und machte noch intensiver weiter sowie man sich noch mehr bemühte. Nach einem halben Jahr hieß es dann, dass in Lübbenau ein Karate-Lehrgang stattfinden sollte und man sprach mich an, dass ich meine Weissgurt-Prüfung dort machen sollte. Ich hin zu Mutti’n, um sie um ihr OK zu erbitten und los ging es. Gott war man aufgeregt, die erste Prüfung. Was passiert da? - bestehe ich? - Was ist wenn ich scheitere?


Prüfungsstress

Man hat sich hingestellt und auf Teufel komm raus sein bestes gegeben. Man sagt, dass die Schüler nur so gut sind wie die Trainer. Also hat man wirklich sein bestes gegeben, denn der Trainer selbst stand bei der Prüfung daneben und sah zu.

Prüfung bestanden - bloß gut. Es viel einem ein Stein vom Herzen. Kann mir vorstellen, dass man sich als Trainer freut wenn seine Schüler Prüfungen erfolgreich absolvieren...


Endlich Farbgurt

Irgendwann hat man sich tierisch gefreut, wenn man endlich einen farbigen Gürtel umbinden durfte. Selbst als Gelbgurt war man tierisch stolz auf seine Farbe, wollte aber alles daran setzten den schwarzen Gürtel zu erreichen.

Toll, man bekam dann mit, dass man dafür schon über 10 Jahre trainieren muss. Was ist in 10 Jahren? Werde ich dann noch Karate trainieren können?
Es war egal, man trainierte trotzdem weiter.
Wer weiß schon was da kommen mag?


Ein Kommen und Gehen

Man trainierte Jahr für Jahr. Sehr viele kamen und gingen. Nur wenige blieben bis heute. Wenige hatten die Grundvoraussetzung Geduld wirklich verstanden.

Selbstverständlich kann man nichts von heute auf morgen lernen und begreifen. Dafür braucht man viel Zeit und viel Praxis. Gehe also mindestens 2x/Woche zum Training und das regelmäßig dann wird dir geholfen dem schwarzen Gürtel ein Schritt näher zu kommen und versuche so oft wie möglich einen Lehrgang zu besuchen. Was auch noch wichtig ist: die innere Einstellung zum Training und der Wille viel beim Training zu lernen. Auf keinen Fall darf man zum Training kommen, in dem Willen sich freizeittechnisch einfach nur berieseln zu lassen. Dann wird man nicht weit kommen. Was zählt und wer zählt bist du selbst, damit steht und fällt alles, ob du länger dabei bleibst oder aus diversen Gründen aufgibst weiter Karate zu machen.

Ich für meinen Teil denke mir, wenn ich schon seit 10 Jahren dabei bin, warum sollte ich jetzt aufhören, dann wären die 10 Jahre doch voll für den Arsch gewesen - die ganze Zeit und das ganze Geld was floß.

Also mache ich weiter und es wird komischer Weise nie langweilig. Klar, in dem Wissen, dass es keine perfekte Technik gibt übst, trainierst und strebst du vollem Engagements weiter, dass es gar nicht langweilig werden kann und Karate immer noch Spaß macht und weiterhin Spaß machen wird.


Ken wa kokoro nari