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BEIM ÜBEN
 

Wie Meister Azato's Mahnung, "die Hände und Füße deines Gegners als Schwerter zu sehen", schon andeutet, kann so gut wie jeder Teil des Körpers vom Scheitel bis zu den Zehen auf irgendeine Art von Waffe eingesetzt werden.

Der Hand allein können schon mehr als zehn verschiedene Arten zum Schlagen gegeben werden, wobei jede Art einen bestimmten Teil der Hand zum Schlagen verwendet.

Die Hauptformen sind: Seiken, "normale Faust"; Uraken, "Rückfaust"; Shuken, "Handfaust"; Ippon-ken, "Ein-Punkt Zeigefinger-Faust"; Chukoken / Nakadakaken, "Ein-Punkt Mittelfinger-Faust"; Tettsui, "Eisenhammer"; Nukite, "Speerhand"; Nihon Nukite, "Zwei-Finger Speerhand"; Ippon Nukite, "Ein-Finger Speerhand"; Shuto, "Schwerthand"; und Haishu "Handrücken".

Die Fußformen vom Knöchel abwärts beinhalten: Koshi, " Fußballen"; Sokuto "Schwertfuß"; Tsumasaki, "Zehenspitzen"; Ensho, "Rückseite der Ferse"; und Sokko, "Fußrücken".

Die Handgelenke, Ellbogen, Knie und so weiter werden ohnehin eingesetzt - daher ist es in der Tat keine Übertreibung zu sagen, daß der gesamte Körper eine Waffe ist.

Kraft und Stärke im Karate hängen von unablässiger Übung und dem Bestreben ab, sich selbst in dem Einsatz jeden Teils des Körpers zu verbessern. Es versteht sich von selbst, daß jemandes' Techniken nur so gut sind, wie dessen Fähigkeit sie bei Bedarf einzusetzen.

Sei vorsichtig nicht wie jene zu werden, die nicht genug üben, aber dennoch "Meister" werden, da ihr Gerede an das von Experten erinnert. Seit alters her wurden diese Leute Kuchi Bushi genannt, ein abfälliges Wort, das mit den Schriftzeichen Kuchi, das "Mund" bedeutet, und "Bushi", Krieger, geschrieben wird. Auch heute noch sind diese "Mundkrieger" noch so verbreitet, wie Sandkörner an einem Strand.

Man beginnt Karate zu üben, indem man lernt, wie man eine richtige Faust macht. Dann werden einem die grundlegenden Stellungen, Positionen, Blöcke und Angriffe gelehrt und man wiederholt diese wieder und wieder.
Seine Faust zu einem Stoß auszustrecken scheint ziemlich einfach zu sein - selbst für ein Kind. Aber einen tadellosen Fauststoß zu entwickeln ist alles andere als einfach. Dies erfordert über Jahre hinweg große Anstrengungen, Ausdauer und Ideenreichtum, um zu lernen, wie der Fauststoß richtig ausgeführt wird. Es ist nicht schwer, sich die Bewegungen und Techniken des Karate zu merken, aber Karate ist eben nichts, das man einfach so lernen kann oder mit dem Intellekt allein zu erfassen vermag.

Karate erfordert, daß man sich ständig um Fortschritte bemüht und verbessert. Ich hoffe aufrichtig, daß du dies auch voll verstehst.

Nachdem man ein allgemeines Verständnis der Grundtechniken erlangt hat, lernt man Kata. In diesem Buch habe ich Ten no Kata erklärt. Diese Kata, die im Shotokan entwickelt wurde, setzt sich aus grundlegenden Block- und Angriffstechniken zusammen, die von Anfängern leicht erlernt werden können.

Die verschiedenen Kata wurden in der Vergangenheit von Meistern und Experten geschaffen, deren Namen schon lange in Vergessenheit geraten sind. Die Angriffs- und Verteidigungsmethoden, die sie verwendeten, um diese Kata zu schaffen wurden geboren, weiter verbessert und durch persönliche Erfahrungen erprobt.

Wie ich schon früher erwähnte, gab es ursprüngliche keinerlei schriftlichen Aufzeichnungen, weshalb die Weitergabe einer Kata völlig von den persönlichen Erinnerungen und Fähigkeiten jener, die sie übten, abhängig war. Man kann durchaus davon ausgehen, daß Gedächtnislücken oder fehlerhaftes Verständnis der Kata dazu führten, daß sie falsch weitergegeben wurden.

Ohne Aufzeichnungen ist es unmöglich irgendetwas nachzuweisen. Die einzige uns verbleibende Möglichkeit, um die Kata zu vergleichen, die nicht schlüssig sind oder jener, die genauer untersucht werden müßten, besteht darin, sie durch Übung und nochmalige Übung zu erfahren. Dann, begründet auf diese angesammelte Erfahrung, können wir schließlich zu einem eigenen Vergleich oder einer eigenen Meinung kommen.

Im Shotokan studieren und erforschen wir die nachfolgend genannten Kata: Ten no Kata, Chi no Kata, Hito no Kata, Heian Shodan, Heian Nidan, Heian Sandan, Heian Yondan, Heian Godan, Tekki Shodan, Tekki Nidan, Tekki Sandan, Bassai Dai, Bassai Sho, Kanku Dai, Kanku Sho, Empi, Gankaku, Jutte, Hangestu, Jion, Meikyo, Jakko, Kiun, Shoto, Shoin, Hotaku und Shokyo.

Wie ich schon zuvor erwähnt habe ist das Wichtigeste beim Studieren einer Kata, sich zu konzentrieren und jede gewissenhaft zu lernen. Es liegt ein weitaus größerer Wert darin, nur eine einzige Kata zu studieren bis man sie vollends verstanden hat, anstatt über ein nur oberflächliches Wissen von dreißig Kata zu verfügen.

Nachdem du die Arm- und Beinbewegungen und die in der Kata enthaltenen grundlegenden Elemente von Angriff und Verteidigung verstanden hast, kannst du mit der Übung von Kumite "Partnertraining" beginnen. Die Grundtechniken und die Kata können allein geübt werden, aber Kumite erfordert einen Partner. Beim Üben von Kumite werden die in der Kata erlernten Techniken genommen und realistisch umgesetzt, wobei sich einer auf den Angriff und ein anderer auf das Abwehren und Kontern konzentriert. Durch das Kumite wirst du die Schwierigkeit, ein sich bewegendes Ziel zu treffen oder einen unerwarteten schnellen Angriff abzuwehren, erfahren. Du wirst allmächlich die lebenswichtige Bedeutung von Schnelligkeit bei der Fußarbeit und beim Drehen der Hüften, von der richtigen Atmung, von Maai und so weiter erkennen.

Du wirst Methoden des Täuschens und des Überwindens der Verteidigungen deines Gegners studieren und du wirst erkennen, wie wichtig ein energisches und heldenhaftes Empfinden und ein starker Kampfgeist sind. Letztlich wirst du zu der tiefen Erkenntnis gelangen, daß hinter allem, was wir als das Beste ansehen, stets noch etwas besseres ist.

Während dieser Zeit darfst du niemals aufhören, dem Studium der Grundtechniken gewissenhaft nachzugehen, insbesondere dem Stoßen, Treten und Blocken. Neben dem Meistern aller Blöcke und Angriffe in der Kata mußt du gleichfalls Techniken erforschen und ausdenken, die deinem Alter, deinem Körperbau, deiner Größe und deinen individuellen Gegebenheiten angemessen sind.

Zum Beispiel wird ein über 180 Zentimeter großer Mann nicht sehr häufig zum Gesicht angegriffen werden, aber er wird häufig mit Angriffen auf seinen Oberkörper oder unter der Gürtellinie ausgesetzt sein. Demgemäß sollte er die Abwehren der mittleren und der unteren Stufe mit besonderer Sorgfalt üben. Genauso wird eine kleine oder schwache Person unweigerlich versagen, wenn sie Techniken, die von körperlicher Kraft abhängen auswählt. Stattdessen sollte er besser auf schnelle Bewegungen zurückgreifen oder mehr als nur gewöhnliches Augenmerk darauf richten, in die Verteidigung des Gegners einzudringen. Wenn du nachlässig und ohne Ziel studierst, werden deine Kata und deine Techniken nie zum Leben gelangen. Es ist wichtig, daß du immer versuchst, die Techniken herauszufinden und zu üben, die deiner eigenen Situation am ehesten angemessen sind.

Aus: Karate-do Nyumon von Funakoshi Gichin
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